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Kinofilm ’24-Wochen’: Spätabtreibung wegen Down-Syndrom

Im Herbst 2016 kam ein Aufsehen erregender Film in die Kinos. Es ist der deutsche Film, der auf der Berlinale 2016 die meisten Emotionen freilegte: “24 Wochen”. Einige Zuschauer verließen den Film vorzeitig, andere weinten. Nach der Aufführung wurde ungewöhnlich intensiv über das gerade Gesehene diskutiert – eine Spätabtreibung nach 24 Wochen wegen Down-Syndrom des Kindes. Medienberichten zufolge dürfte der Film die Debatte über Abtreibungen in Deutschland ganz neu eröffnen.

Neben weiteren Preisen verlieh die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) dem Film das Prädikat ‘Besonders wertvoll’. Zitat aus der Begründung der Jury:

Der Film war in diesem Jahr der einzige deutsche Beitrag im internationalen Wettbewerb der Berlinale und rührte das Publikum zu Tränen – in der heutigen Medienwelt eine Meisterleistung.

Ab 22. September 2016 war der Film in deutschen Kinos zu sehen.

Passend zum Film erstellten wir (IVUM) einen Flyer, der sich als Gesprächseinstieg und für weiterführende Information nach den Kinovorstellungen eignet. Die Bestellung ist kostenlos (Spenden erwünscht).

Worum es in ’24-Wochen’ geht

Wie die Regisseurin Anne Zohra Berrached selbst sagt, will sie mit dem Film das Publikum aufrütteln. Im Zentrum der Handlung steht der Entscheidungsprozess für oder gegen eine Abtreibung, schonungslos, aus allen möglichen Perspektiven. Anne Zohra Berrached, die selbst eine Abtreibung hinter sich hat, mit der sie sich nach eigenen Angaben immer noch auseinandersetzt, hatte in einem Artikel gelesen, dass 90 Prozent der ungeborenen Kinder, die die Diagnose Down-Syndrom haben, nach dem dritten Monat abgetrieben werden. Durch die fortschreitende Technik in der Diagnostik würde man vor Entscheidungen stehen, die das ganze Leben verändern. Darüber würde in der Gesellschaft kaum gesprochen. Die Regisseurin will mit ihrem Film keine Wertung geben, ob eine Spätabtreibung moralisch vertretbar ist oder nicht. Sie möchte das Tabuthema Spätabtreibung in den Fokus der Öffentlichkeit tragen.

Im Film erfährt ein Paar, dass sein ungeborenes Kind das Down-Syndrom hat. Dann zeigt sich, dass gleich nach der Geburt eine größere Herzoperation nötig sein wird. Die Mutter will jetzt abtreiben, gegen den Willen ihres Mannes. Die beiden Hauptdarsteller sind Schauspieler, für das Personal im Krankenhaus wurden echte Ärzte und Hebammen gewonnen  – der Frauenarzt, der in ’24 Wochen’ die Abtreibung vornimmt, tut dies auch außerhalb des Films. ‘Ein Piekser’, sagt er, als er die tödliche Spritze setzt. Später wird die Geburt eingeleitet. Astrid bekommt das tote Baby zum Abschied auf die Brust gelegt.  ‘Ich weiß nicht, ob es richtig oder falsch war – wahrscheinlich ein bisschen beides’ sagt sie.

Einer der ersten Artikel auf Spiegel-Online zum Film:
24-Wochen von Anna Zohra Barrached – Film wird auf Ablehnung stossen
“Der Film lässt seine Heldin, aber auch sein Publikum grausam allein zurück.”

Ebenso das Interview mit Zeit.de nach der Premiere:
24-Wochen-Film – Anne Zohra Berrached – Schwangerschaftsspätabbruch

Anne Zohra Berrached beschreibt darin unter anderem, wie schwierig es für sie war, Frauen mit dieser Erfahrung zu finden, die darüber mit ihr sprechen würden. Nur eine Frau war bereit, die bereits ein weiteres Kind erwartete: Sie haben stundenlang miteinander gesprochen und geheult. Zuletzt wurden die Erfahrungen dieser Frau und von 2 weiteren Paaren teilweise ein-zu-eins ins Drehbuch übernommen.

Im Abspann wird der Film zwei Kindern gewidmet – eines wurde in der 26. Woche abgetrieben, erzählt die Regisseurin Anne Zohra Berrached. Das zweite Kind lebt, weil sich die Eltern dafür entschieden haben. Ob als Filmende auch die Entscheidung für die Geburt denkbar gewesen wäre? Nein, die Abtreibung sei unumstößlich gewesen: “Wir wollten keine Helden abbilden, sondern die Realität.”.

Welche Rolle spielten christliche Werte für den Film, fragte eine Journalistin. Die Ehepartner im Film seien keine Christen, sagt die Regisseurin, die bekennt, selbst einmal abgetrieben zu haben. “Religiöse Menschen haben es einfacher. Sie haben eine Bindung an Normen und Werte. Dann hätten wir einen anderen Film. Dann gäbe es ein Happy End, und sie hätten das Kind bekommen.”

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