Psychische Risiken der Abtreibung

Risiko für psychische Probleme massiv erhöht

Ein Team von Wissenschaftlern aus Québec hat im Journal of Psychiatric Research (2025) eine bevölkerungsbasierte Studie zur Frage veröffentlicht, ob Schwangerschaftsabbrüche mit langfristigen psychischen Gesundheitsrisiken in Zusammenhang stehen.
Die Ergebnisse der Studie lauten: Psychische Gesundheitsprobleme – darunter psychiatrische Erkrankungen (z. B. Depression, Angststörungen, Essstörungen), Substanzgebrauchsstörungen und Suizidversuche – traten nach Abtreibungen häufiger auf als nach Geburten. Besonders auffällig war der Missbrauch von Halluzinogenen und Kokain. Insgesamt war die Hospitalisierungsrate nach einer Abtreibung 2,5-mal so hoch wie nach einer Geburt (104,0 vs. 42,0 pro 10.000 Personenjahre). Am deutlichsten zeigte sich der Unterschied bei Patientinnen mit psychischen Vorerkrankungen: Sie wurden nach einer Abtreibung rund 9-mal so oft in ein Krankenhaus eingewiesen wie Frauen ohne Abtreibung. Damit weisen Frauen mit bereits bestehenden psychiatrischen Erkrankungen das höchste Risiko für spätere psychische Gesundheitsschäden nach einer Abtreibung auf.
Die kanadische Studie zeichnet sich durch ihre außergewöhnlich große Stichprobe (1,2 Mio Schwangerschaften) und lange Nachverfolgungszeit aus, die deutlich umfangreicher ist als bisherige Untersuchungen zu diesem Thema.

Induced abortion and implications for long-term mental health:
A cohort study of 1.2 million pregnancies, Nathalie Auger et. al.
Journal of Psychiatric Research Volume 187, July 2025, Pages 304-310
www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022395625003309

Positive Wirkung von Abtreibung nicht nachweisbar

Eine 2023 veröffentlichte IMABE-Studie untersuchte 14 relevante Übersichtsarbeiten und Einzelstudien in diesem Forschungsfeld. Ihr Ergebnis: Die Hypothese, wonach eine Abtreibung einen positiven Effekt auf die Psyche der Frau habe, lässt sich durch keine einzigen wissenschaftlichen Beweise stützen. Im Gegenteil: qualitativ hochwertige Studien kommen zu dem Schluss, dass Abtreibung statistisch gesehen mit einem erhöhten Risiko für Alkohol- und Drogenmissbrauch, Suizide und Suizidversuche, Sucht, Depression und Angstzustände verbunden ist (Bioethik aktuell, 03.07.2023). Die Autoren der IMABE-Studie betonen gleichzeitig, dass sich ein kausaler Zusammenhang prinzipiell nicht nachweisen lässt, da das entsprechende Studiendesign (Doppelblind-Studie) in dieser Frage nicht durchführbar ist.

Posttraumatische Belastungsstörung nach Abtreibung

Eine Studie an 548 Frauen (331 Russinnen und 217 Amerikanerinnen) mit einer oder mehreren Abtreibungen, aber keiner Fehlgeburt. 65% der Amerikanerinnen und 13,1% der Russinnen zeigten multiple Symptome von gesteigerter Erregung, Neuerleben und Vermeidung assoziiert mit posttraumatischer Stressstörung. Fazit: Posttraumatische Belastungsstörungen treten in Verbindung mit Abtreibung auf (PAS). Abtreibung kann Stress erhöhen und Bewältigungsmöglichkeiten vermindern, besonders bei Frauen mit negativen Kindheitserfahrungen oder vorhergehenden Traumata.

Medical Science Monitor 2004:
Induced abortion and traumatic stress: a preliminary comparision of America and Russion women.
Rue VM, Cloeman PK, Rue JJ, Recardon DC
pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15448616

Diagnose und Behandlung von Frauen, die unter PAS leiden

Eine Abtreibung kann bei Frauen posttraumatische Stressreaktionen auslösen. Deren Manifestierung verzögert sich oft, und die Ursache wird meist verleugnet.

© 1997-2007 Hemera Technologies Inc.

Das Leugnen ist eine Hauptursache für die Störung. PAS äußert sich in Flashbacks der Abtreibung, Albträumen über Gefangensein oder das Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber terroristischen Taten, rituellen Morden oder Menschenopfern, in sexueller Dysfunktion ohne physiologische Ursache, in uncharakteristischen emotionalen Ausbrüchen und in plötzlichem Auftreten von psychosomatischen Symptomen und intensiven Trauerreaktionen.

Journal of Family Psychotherapy 1994:
Identification, assessment and treatment of women suffering from post traumatic stress after abortion.
Bagarozzi DA.
www.tandfonline.com/doi/abs/10.1300/j085V05N03_02

Rituelle Trauer nach Abtreibung

Bis zu 41% der Frauen leiden unter dem Auftreten von Symptomen in Folge einer Abtreibung. Klinische Untersuchungen zeigen, dass schwere Psychopathien aus nicht verarbeiteter Trauer entstehen können.

Ritual mourning of unresolved grief after abortion.
McAll K, Wilson WP.
Southern Medical Journal 1987
pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/3603101

Selbstmorde nach Abtreibungen

Eine finnische Studie, die zwischen 1987 und 1994 durchgeführt wurde, kam zu folgendem Ergebnis: Die Selbstmordrate bei Frauen nach einer Geburt war deutlich unter dem finnischen Schnitt, während jene der Frauen nach einer Abtreibung deutlich über dem nationalen Schnitt lag mit fast doppelt so vielen Selbstmorden wie nach einer Fehlgeburt. Das erhöhte Selbstmordrisiko nach einer Abtreibung deutet also entweder auf gemeinsame Risikofaktoren für beide oder auf schädliche Auswirkungen einer Abtreibung auf die psychische Gesundheit hin.

British Medical Journal 1996:
Suicides after pregnancy in Finnland, 1987-94: register linkage study.
Gissler M, Hemminki E, Lönnqvist J.
pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC2352979/

Langzeitstudie: Fast die Hälfte der Betroffenen leiden nach einer Abtreibung an schweren Depressionen

© 1997-2007 Hemera Technologies Inc.

Fast jede zweite Frau entwickelte nach Abtreibung schwere Depressionen. Der enge Konnex zwischen Depression, Angstzuständen, Suizidgefährdung, Suchtverhalten und einer Abtreibung war selbst für die Autoren überraschend. Aus einer Gruppe von 1265 Frauen der neuseeländischen Stadt Christchurch, die seit ihrer Geburt im Jahre 1977 beobachtet wurden, wurden 41% bis zum Alter von 25 Jahren schwanger. 14,6% ließen ihr Kind abtreiben. Von jenen Frauen, die eine Abtreibung vornehmen ließen, entwickelten 42% innerhalb der nächsten vier Jahre eine schwere Depression. Auch der Drogen- und Alkoholmissbrauch stieg bei dieser Gruppe von Frauen signifikant an.

Diese Verhaltensweisen und Erkrankungen könnten auf keine früheren Erlebnisse zurückgeführt werden, betont Studienleiter David M. Fergusson von der Universität von Ontago (Department Christchurch Health and Development Study).

Es ist ein Skandal, dass die psychischen Folgen kaum evaluiert werden.

Die Ansicht, wonach eine Abtreibung für eine Frau kaum psychische Nebenwirkungen hätte, könne nach dieser bisher umfassendsten Untersuchung nicht mehr gehalten werden, so Fergusson. Bei einer Abtreibung handle es sich um ein ‚traumatisches Ereignis‘. Es sei ein Skandal, dass die psychischen Folgen eines chirurgischen Eingriffs, der bei jeder zehnten Frau durchgeführt wird, kaum studiert und evaluiert werden.

David M. Fergusson tritt dafür ein, dass Gesundheitssysteme angesichts der Spätfolgen von Abtreibungen bei Frauen eine Kosten-Nutzen-Rechnung anstellen.

Abortion in young women and subsequent mental health
David M. Fergusson, L. John Horwood, Elizabeth M. Ridder
Journal of Child Psychology and Psychiatry, 2006, 47:1, 16-24
pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16405636

Erdrückendes Datenmaterial für Störungen, die auf post-traumatischen Stress zurückzuführen sind

In den USA erstelltes statistisches Datenmaterial zeigt:
55% der Frauen, die abgetrieben haben, berichten von Alpträumen und zwanghafter Beschäftigung mit dem Abtreibungsgeschehen;
73% berichten von ‚Flashbacks‘ (‚Rückblenden‘), in denn sie ihre Abtreibung von neuem erleben;
58% der Frauen berichten von Suizidgedanken, die sie direkt mit ihrer Abtreibung in Zusammenhang bringen.
68% sagen, dass sie schlecht von sich selbst denken;
79% berichten von Schuldgefühlen, die mit der Unfähigkeit verbunden sind, sich selbst zu vergeben;
63% haben Angstgefühle vor zukünftigen Schwangerschaften und Geburtsvorgängen; und
49% der Frauen fällt es schwer, sich in der Nähe von Babys aufzuhalten.



Text zitiert aus ‚Leitfaden Lebensschutz‘ von www.lebenskonferenz.at, Vertrieb über kairos Publications, Wien,
mit freundlicher Genehmigung durch Alexandra Maria Linder

Konkrete Unterstützungsangebote und Beratung für Frauen (und Väter..)
nach einer Abtreibung gibt es hier.  Es gibt Menschen, die Sie verstehen!

Oder lesen Sie, wie andere Frauen die Abtreibung erlebten und verarbeiten:
www.rachelsweinberg.de/allgemein/spaetfolgen.htm   Zitate von Frauen danach

One Comment

  • Kristine

    Ich bin Psychotherapeutin. Ich arbeite seit Jahren mit und für Frauen- sowohl mit solchen die sich für als auch solchen die sich gegen eine Abtreibung entschieden habe.
    Die (oft pauschalisierten) Aussagen dieses Artikels sind zum Teil de facto falsch, zum anderen muss man jede Situation, jede Frau mit deren Empfindungen individuell betrachten und im besten Fall vorab – und das aus meiner Sicht wertfrei! – begleiten. Die individuelle Entscheidung jeder einzelnen Frau in einer solchen Situation sollte – aus meinem fachlichen Wissen und meiner beruflichen Erfahrung heraus sowie auch von meinem menschlichen Verständnis her – respektiert und in Folge unterstützt und endstigmatisiert werden.
    Dies bietet die psychische Unterstützung, die eine betroffene Frau/ ggbfls auch deren Partner, benötigt, um ihre psychische Stabilität zu wahren und ein gesundes Leben zu führen.
    Jede Entscheidung hier hat ihre Berechtigung. Hier eine Stimme gegen Verurteilung und für Unterstützung- in jede Richtung!

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