Schmerzempfinden
Schmerzempfinden vor der Geburt

Schon seit Jahren ist bekannt, dass die Berührungs- und Schmerzempfindlichkeit eines ungeborenen Kindes recht früh entsteht (u.a. Stellungnahme der Bundesärztekammer von 1991, weitere Quellen siehe Linkliste unten). Hier einige Details:
- Ab 8-10 Wochen nach der Zeugung reagiert das vorgeburtliche Kind auf Berührungen, anfangs vor allem in der Mundregion.
- Ab der 11. SSW lutschen viele Ungeborene genüsslich an ihrem Daumen, wie oft im Ultraschallbild zu sehen ist. Offenbar ist das ein lustvolles Erlebnis für das Kind, das gezielte und koordinierte Bewegungen erfordert. Ein spontaner Reflex sieht anders aus.
- Nach 20 Wochen reagiert das Kind am ganzen Körper auf Stimuli in einer Weise, die allgemein als Zeichen von Schmerzempfinden angesehen werden (z.B. Zurückzucken, Ausweichen, Zittern).
- Bei solchen Stimulationen treten bei Ungeborenen signifikant erhöhte Werte von Stresshormonen auf (Stress-Reaktionen). Nach einer Anästhesie des Kindes (Injektion in die Nabelschnur, wird vor pränatalen Operationen vorgenommen) sind diese Hormonausschüttungen nicht vorhanden.
- Die Gehirnstruktur ist in früheren Entwicklungsstadien anders als bei Erwachsenen, sodass die Signal- und Schmerzverarbeitung von anderen Regionen übernommen wird. Die Annahme eines komaähnlichen Zustandes vor der Geburt ist nicht vereinbar mit den vorliegenden Erkenntnissen.
- Zwischen der 20. und der 30. SSW ist die Dichte der Schmerzrezeptoren in der Haut des Kindes so hoch wie zu keinem anderen Zeitpunkt im Leben eines Menschen. Außerdem sind im Gehirn jene Funktionen noch nicht ausgebildet, die die Intensität einer Schmerzwahrnehmung dämpfen können. Daher ist die Intensität der Schmerzempfindung in dieser Zeit am höchsten, weit höher als jemals nach der Geburt.
Bei Ultraschall-Aufnahmen von Abtreibungen war zu sehen, wie das Kind (12. SSW) schon bei der gewaltsamen Öffnung des Muttermunds die Gefahr spürt. Es ist sehr erregt, macht hektische Bewegungen, und flieht in den äußersten Winkel der Gebärmutter, um Schutz zu finden. Sein Herzschlag ist um 60 bis 70 Schläge pro Min. erhöht, der Mund des Kindes ist aufgerissen, als ob es schreien wollte. Es wurden erhöhte Werte von Stresshormonen nachgewiesen, wie sie üblicherweise nur bei starken Schmerzen vorkommen.
Es soll hier nicht verschwiegen werden, dass einige Mediziner, Fachleute und Organisationen versuchen, jedes vorgeburtliche Schmerzempfinden zu leugnen. Oftmals wird behauptet, dass Schmerzempfindung und Bewusstsein im Kortex (Großhirnrinde) lokalisiert sei. Dieser sei im 2. Trimester noch nicht ausgebildet, sodass Ungeborene zu diesen Empfindungen nicht fähig seien. In einigen dieser Publikationen wird noch eine veraltete, psychologische Definition von Schmerzempfinden bei Ungeborenen verwendet, die sonst nirgends in Medizin oder Biologie üblich ist, und welche auf der nicht beweisbaren Abwesenheit bestimmter Eigenschaften basiert. Oder vor der Geburt befinde sich das Kind in einer Art Koma, aus dem es pünktlich bei der Geburt ‚erwache‘. Dabei spürt jede Schwangere wann ihr Kind ruhig schläft, und wann es wach ist und seine ‚Turnübungen‘ im Fruchtwasser macht.
Laut aktuellem Stand der Schmerzforschung ist jedenfalls die Schmerzempfindung (zumindest anfänglich) nicht in der Großhirnrinde lokalisiert, sondern im Thalamus (untere Gehirnbereiche), welcher schon früh angelegt wird. Das war deutlich erkennbar bei einigen Kindern, die ohne Großhirnrinde (Kortex) geboren wurden. Sie empfanden dennoch Schmerzen, hatten ein Selbstbewusstsein und Aufmerksamkeit, und zeigten sogar musikalische Vorlieben.
Diese Gegenbeispiele werden offenbar bewusst ‚übersehen‘, um Abtreibungen weiter bagatellisieren zu können. (Siehe Abhandlung der Nerven- und Schmerzspezialistin Dr Sheila Page (Deutsche Übersetzung)).
Bei Abtreibung keine Narkose
Von einer Abtreibung spürt das Kind in einer fortgeschrittenen Schwangerschaft nur dann nichts, wenn das Kind direkt über die Nabelschnur narkotisiert wurde. Eine lokale Narkose (PDA) der Mutter hat jedenfalls keine schmerzlindernde Wirkung auf das Kind, und die Empfindungen des Kindes sind unabhängig von denen der Mutter, zumal es über ein eigenes, unabhängiges Nervensystem und Gehirn verfügt. Selbst bei einer Vollnarkose der Mutter ist das Kind bestenfalls leicht ’sediert‘, denn es hat einen getrennten, eigenständigen Blutkreislauf, sowie ein unabhängiges Nervensystem. Eine Narkotisierung des Kindes ist bei Abtreibungen nicht gesetzlich vorgeschrieben, und wird auch nicht durchgeführt.

Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes (2014) finden 26% der Abtreibungen nach der 9. Schwangerschaftswoche (SSW, nach letzter Menstruation) statt, und rund 3% nach der 12. SSW. Bei 43% der Spätabtreibungen nach der 22. SSW (insgesamt 252 Abtreibungen in 2014) wurde keine Allgemein-Anästhesie der Mutter vorgenommen, ebenso bei 50% nach der 12. SSW.
Weitere Informationen
- Pain-Capable Unborn Child Protection Act – Dr-Sheila-Page – DE.pdf (auf Deutsch)
- Spiegel Artikel 2009: Wie Ungeborene auf Schmerzen reagieren www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/therapie-im-mutterleib-wie-ungeborene-auf-schmerzen-reagieren-a-613569.html
- Pränatale und perinatale Schmerzempfindung, Bundesärztekammer – Deutsches Ärzteblatt 1991; 88(47), A 4157-4169 (pdf-File)
- Schmerzempfinden ab der 12. Schwangerschaftswoche – IEF, 28.01.2020 Bericht über die Studie
Derbyshire SW, Bockmann JC – Reconsidering fetal pain – Journal of Medical Ethics 2020;46:3-6 - Fetal-Pain_FRC.pdf Broschüre zum Schmerzempfinden ungeborener Kinder (FRC.org, in Englisch)
- www.doctorsonfetalpain.com Amerikanische Seite, Dokumentation vieler Studien-Auszüge zum Schmerzempfinden ungeborener Kinder
- Fetal-Pain-The-Evidence-Feb.pdf Zusammenstellung wichtiger Studienergebnisse (Doctors-on-fetal-pain)
- www.nrlc.org/abortion/fetalpain Verschiedene Quellen und Links (NRLC.org)
- www.nrlc.org/abortion/fetalpain/nrlcrebuttaljama Gullible Treatment of Trumpet Up ‚Study‘ on Fetal Pain
- www.ief.at/ie-pro-life-schmerzmittel-fuer-foeten-vor-abtreibung-in-diskussion Gesetzesentwurf in Irland: Narkosepflicht für ungeborene Kinder bei Abtreibung
17 Comments
Lea
Wahnsinn, wie pauschal von den Meisten hier das Wohl der schwangeren Frau komplett mit Füßen getreten wird. Und dann auch noch von Frauen selbst.
Jede einzelne Frau ist allein verantwortlich über ihren Körper. Über das Leben und Leid eines voll entwickelten, empfindungs- und wahrnehmungsfähigen und lebenden Menschen – welchen die Frau darstellt – kann und darf nicht ein nicht entwickelter, nicht empfindungs- und wahrnehmungsfähiger sowie nicht lebensfähiger Zellhaufen gewichtet werden. Und ja, bis zu einem gewissen Zeitpunkt sind Embryos nicht mehr als das. Wer das zu hart ausgedrückt findet, beschwert sich vergebens. Fakten sind Fakten.
Auf dieser Basis soll es natürlich eine zeitliche Grenze geben, denn ab etwa der 23. Woche bestehen zunehmend das Schmerzempfinden sowie die Lebensfähigkeit. Diese Grenze haben wir auch in Deutschland – deutlich vor der Frist, also alles gut. Ausnahmefälle stellen nur schwere Behinderungen dar, und auch das ist rechtens. Oder möchte jemand ohne zu zögern unterschreiben, dass es ein Segen für ein Kind ist, mit Schädigungen auf die Welt zu kommen, die es an den Rollstuhl binden und handlungsunfähig machen? In Ordnung, dann dürft ihr sie auch 24/7 versorgen.
Vollkommen eindeutig ist das Abtreibungsrecht jedoch bei vergewaltigten Frauen. Ihnen wurde bereits ein körperlich wie psychisch immenses, furchtbares Trauma zugefügt. Danke, also muss sie diese Folgen auch noch mindestens 9 Monate länger körperlich sicht- und spürbar mit sich herumschleppen? Und dann erneut in Form einer Geburt durchleben? Wer da leichtfertig sagt: „Du kannst es ja zur Adoption freigeben.“, ignoriert diesen Weg bis dorthin – und muss sich nicht wundern, wenn ihm von der betroffenen Frau die Zähne in den Hals getrieben werden.
Noch schöner wird es, wenn derartige Argumentationen dann noch von Männern angeführt werden, die ohne Ausnahme mit 1000%-iger Sicherheit niemals ein solches Trauma erleben müssen und daher schön aus dem Schneider sind.
Eine Frau dahingehend einzuschränken stellt eine massive Einschränkung ihrer Grundrechte auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung dar.
Gott sei Dank haben wir in Deutschland eine gescheite Regelung.
Pat Seck
Jeder Flüchtling soll aus dem Meer gerettet werden, aber ungeborene Kinder kann man grausam töten? Passt das zusammen?
Susanne
Und man ist bemüht auch Wölfe und die Kröten zu schützen und will Frieden schaffen mit Panzern und Raketen, in fremden Ländern. Wer jedoch bemüht ist den Menschen, die Krone der Schöpfung, zu schützen, bekommt vielfach nicht Hochachtung, sondern „Beschuß“ und Verachtung.
Kristine
Es ist bestürzend zu lesen, welche verachtende Haltung von vielen gegenüber Frauen eingenommen wird, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden.
Ich arbeite seit Jahren in therapeutischem Kontext mit Betroffenen. Was hier zu lesen ist, auch an Kommentaren, macht mich persönlich perplex und ist aus meiner Sicht für die psychische Gesundheit von bereits durch ihre Situation belastete Frauen brandgefährlich.
Judith Schwarz
Doch das geht. Trotz Pille, leider. Manche Frauen scheinen sie nicht so gut aufzunehmen… Selten aber möglich. Ist uns grad passiert. Und nun ist der Ärger groß. Fruchtbar.
Pingback:
Gebhard Blesl
Mit jeder Abtreibung werden GENERATIONEN ausgelöscht
Rita
Ich wäre auch für keine Abtreibung und finde es furchtbar. Ich habe leider keine Kinder bekommen und hatte sehr darunter gelitten. Ich wäre glücklich gewesen , ein eigenes Kind zu haben. Wer keine Kinder will soll doch verhüten oder wie schon oben geschrieben wurde, zur Adoption frei geben. Ich könnte ein Leben, was schon existiert nicht töten.
Pingback:
Susanne
@Leo, ich lebe in einem Kinderheim und da ist es gar nicht voll, wir haben fast immer freie Plätze. Diese Kinder sind auch keine Kinder, die zuvor abgetrieben werden sollten, es waren in der Regel ganz normale Wunschkinder, denen es hier gut geht und die gerne leben. Die wenigen Kinderheim-Kinder würden wahrhaftig keine Massentötung Ungeborener rechtfertigen, so ein Argument ist doch völlig „an den Haaren herbeigezogen“, wenn einem sonst die Argumente fehlen! – Andere behaupten: „Mein Bauch gehört mir“, ja und der Bauch des Ungeborenen gehört dem Kind, welches Leben will und nicht unschuldig einen grausamen Tod sterben möchte. Der Wille des Kindes ist LEBEN und der Wille des Höchsten, unseres Schöpfers, vor dem wir eine Verantwortung haben, ist: „Du sollst nicht töten!“ 2. Mose 20, 13 Soviel ich weiß, ist in allen Religionen Abtreibung Sünde, auch Moslems z.B. wissen darum. Deshalb darf ein Mensch/ein großer Bauch nicht über das Leben eines Menschen mit einem noch kleinen Bauch entscheiden, dieses Stadium war doch unser aller Anfang. Wenn wir zum Unrecht schweigen, machen wir uns schuldig, deshalb erheben wir unsere Stimme, für den, der keine Stimme hat, damit der stumme Schrei gehört wird und hoffentlich bald aufhört! – „Tue deinen Mund auf für den Stummen, für das Recht all derer, die dem Untergang geweiht sind! Tue deinen Mund auf, richte recht und verteidige den Elenden und Armen!“ Sprüche 31, 8+9
Leo
Das Argument „Man kann die Kinder ja zur Adoption freigeben und viele ungewollt kinderlose Paare würden sich freuen“ ist schon ziemlich gut, aber warum gibt’s dann Kinderheime und wieso sind die so voll?
Sabine
Egal, ob Schmerzen bei der Abtreibung vom Kind empfunden werden oder nicht: Für mich ist Abtreibung immer brutal. Es gibt viele Ehepaare, die sehr gerne sich ein Kind hätten und sehr darunter leiden, dass die Frau nicht schwanger wird. Es gibt die Möglichkeit, ungewollte Kinder zur Adoption freizugeben, an Paare, die sich sehnlichst ein Kind wünschen.
M
Ihr möchtegern super mamis kümmert euch um euren eigenen Dreck.
Wanko
Was sind das für Frauen die so etwas tun?
Aber was sind das für Ärzte, die ungestraft solche Morde begehen?
Unfassbar für mich! Habe selbst 3 Kinder!
Heute muß keine Frau ungewollt schwanger werden!
Lea
Stimmt, die vergewaltigte Frau wird ihre Schwangerschaft sicher gewollt haben.
Sandra Dobler
lasst sie leben! Kinder sind so toll. bin selber mutter. könnte verrückt werden wenn man sieht was andere Mütter ihren Kindern antun..
Kraft Heinrich
Was können wir tun damit das aufhört.