Initiativen,  Menschenrechte

Man läßt keine Menschen ertrinken

Guten Tag Frau Pfarrerin Bils,
ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Predigt beim Kirchentag, die auch in den Medien viel Beachtung fand. Ihr Appell, sich für Flüchtlinge einzusetzen, wurde sogar in der Tagesschau übertragen:
Für Christen ist Lebensretten kein Verbrechen, sondern Christenpflicht. Man läßt keine Menschen ertrinken. Punkt.”
Da haben Sie definitiv recht. Man muss dafür sorgen, dass diese Migranten gerettet werden, selbst wenn das Fremde sind, und nicht unsere unmittelbaren “Nächsten”. Desweiteren sollte man darauf hinwirken, dass sie überhaupt nicht ihre Heimat und Familie verlassen müssten, oder dorthin zurückkehren könnten.

Leider schweigen viele Kirchenvertreter zu einem noch viel größeren Unrecht. Laut amtlicher Statistik sterben in Deutschland an jedem Werktag 500 Kinder. Seit Jahren 20 Schulklassen, täglich. Nicht an einer Krankheit oder Unfall sondern weil ihre Mütter oder Väter das so wollten, und weil der Staat sie darin unterstützt. Inklusive Dunkelziffer wurde etwa 1/4 der gesamten Bevölkerung vor der Geburt vernichtet: Jährlich ca 200.000 Abtreibungen bei 700.000 Lebendgeburten, seit Jahrzehnten über alle Jahrgänge. Etwa jede 5. Frau über 45 hat mindestens einmal abgetrieben.
Sind das nicht unsere “Nächsten”? Unsere Schwestern und Brüder?
Man darf keine Menschen töten, um soziale Probleme zu lösen. Punkt.

Sicherlich dürfen Mütter keine Säuglinge oder Kleinkinder töten, egal in welcher Notlage sie sich befinden. Da müssen und können andere Lösungen gefunden werden. Doch vor der Geburt ist es derselbe Mensch. Wenn Jeder gleich wertvoll ist, dann gilt das auch vor der Geburt. Da Menschenwürde nicht wachsen und nicht schrumpfen kann, und weder von Fähigkeiten noch Körpergröße oder Form abhängt, hat auch der kleinste Mensch einen gleichberechtigten Anspruch auf Schutz und Fürsorge.

Die Menschenrechte verbieten explizit jede Diskriminierung aufgrund der Geburt. Damit ist das natürliche Ende einer Schwangerschaft gemeint, und nicht ein rechtlicher oder sozialer Status.Der gleichberechtigte Schutz des ungeborenen Kindes wurde auch in 2. Mose 21,22-25 gefordert: Die Strafe ist unabhängig davon, ob Schaden am Kind oder an der Schwangeren entstand. Ein Embryo ist eben kein ‘Schwangerschaftsgewebe’ oder ‘werdendes Leben’, sondern ein neu gezeugter Mensch, der sich so wie alle anderen als Mensch entwickelt. Sein Leben hat er geerbt, es ist nicht neu entstanden und ist auch nicht erst ‘am Werden’. Schließlich wissen wir seit Louis Pasteur, dass die Entstehung von Leben aus steriler Materie nicht beobachtbar ist.Ein ungeborenes Kind hat definitiv eine menschliche DNA, ist also weder Tier noch Pflanze, und es hat eine einmalige DNA, ist somit ein anderer Mensch als seine Eltern. Die Vorstellung einer allmählichen ‘Menschwerdung’ ist demgegenüber metaphysisch und unbegründbar.

Sagte nicht Jesus: “Seht zu, dass ihr nicht eines dieser Kleinen verachtet! Denn ich sage euch, dass ihre Engel in den Himmeln allezeit das Angesicht meines Vaters schauen, der in den Himmeln ist.” (Matth. 18:10)

“Errette die, die man töten will; und entzieh dich nicht von denen, die man würgen will. Sprichst du: „Siehe, wir verstehen’s nicht!“, meinst du nicht, der die Herzen wägt, merkt es, und der auf deine Seele achthat, kennt es und vergilt dem Menschen nach seinem Werk?” 
(Sprüche 24,11-12)

Im Namen unseres lebendigen Herrn, Jesus Christus von Nazareth, bitte ich Sie: Setzen Sie sich in der Evangelischen Kirche auch für ungeborene Kinder ein, so wie Sie sich für Flüchtlinge engagieren. Damit Abtreibung in unserem Land undenkbar wird. Damit Mütter und Väter, die schuldig wurden, seelsorgerliche Hilfe und Vergebung durch Jesus Christus erhalten. 

Ich bin sehr erstaunt, dass die Evangelische Kirche sich vom Bundesverband Lebensrecht und dem Marsch für das Leben in Berlin eher distanziert anstatt zu unterstützen. Bitte lassen Sie sich nicht von falschen Verleumdungen abhalten, die in einem Gespräch sicherlich sehr schnell geklärt werden könnten.

Gruß und Gottes Segen für Ihren Dienst

Dieter Egert
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Interessenvertretung ungeborener Menschen e.V.

Mail von Dieter Egert an Pfarrerin Sandra Bils anlässlich ihrer Schlußpredigt am Kirchentag 2019. Eine fast wortgleiche eMail ging auch an Landesbischof Bedford-Strohm, der in seiner Predigt am Pfingstmontag ähnliche Schwerpunkte setzte.

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