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Mein Bauch ist ein Friedhof

Irgendwann war ich so gestresst, dass ich die Pille schluckte. Ich habe es sofort bereut, doch ich habe es nicht geschafft, mich zu übergeben.
Mit diesen Worten beschreibt Marie Trinkei unter dem Pseudonym ihre chemische Abtreibung und formuliert damit eine Erfahrung, die viele Frauen, die die Abtreibungspille einnehmen, machen: Sofortige Reue und der Wunsch, es rückgängig zu machen. Trinkei fährt ins Spital, aber es ist leider bereits zu spät, das Kind nicht mehr zu retten.

Der unter dem Titel „Mein Bauch ist ein Friedhof” erschienene Artikel in der Basler Zeitung vom 14. März ist in vielerlei Hinsicht interessant, da er einerseits das Narrativ von der „Abtreibung als Menschenrecht” propagiert, es aber zugleich unbeabsichtigt entlarvt.
Als Marie Trinkei im September 2020 von ihrem langjährigen Partner, mit dem sie bereits zwei Kinder hat, schwanger wird, ist sie 35 Jahre alt. Die Lebensumstände sind stabil und auch wenn sie sich für die ungewollte Schwangerschaft schämt, will sie das Kind behalten. Doch – wie so oft: Der Kindesvater ist strikt dagegen und setzt emotionale Erpressung ein: ,,Wenn du dieses Kind bekommst, bin ich für die nächsten 30 Jahre unglücklich”, so wird er (kritiklos) in der BaZ zitiert.
Ein Beratungsgespräch – angeblich bei einer “verkappten Abtreibungsgegner-Gruppe” verläuft unglücklich, zu plump und ungeschickt agieren die Berat er: “Ich solle einfach meinen Partner wieder in mich verliebt machen, damit er das Kind auch wolle“, erzählt Trinkei.
Obwohl die Schwangere hin- und hergerissen ist, gibt ihr der Gynäkologe die Abtreibungspille mit nach Hause. Weil die Zeit drängt und aus Rücksichtnahme auf den Kindesvater, nimmt sie schließlich die Tötungspille ein. Nachdem der Versuch, die Abtreibung rückgängig zu machen, erfolglos verläuft und es ihr sehr schlecht geht, wird ein Notfallpsychiater gerufen. Trinkei: “Ich wollte so nicht weiterleben … Mein Bauch ist ein Friedhof” Sie trauert und denkt an Suizid.
Ein Jahr nach der Abtreibung zerbricht ihre Beziehung. (Studien haben ergeben, dass sich vier von fünf Paaren nach einer Abtreibung trennen). Als sie zwei Jahre nach der Tötung ihres Kindes zufällig Lebensrechtlern mit Plakaten begegnet, ,,habe sie nur noch geweint”. Aber: ,,vor allem hat es mich sehr gestört, dass man öffentlich Plakate zeigen darf, die gegen ein Menschenrecht sind.” (Abtreibung als ein Menschenrecht ?!). Trotz ihrer Erfahrungen findet sie es „extrem wichtig”, dass man abtreiben dürfe – auch das leider ein typisches Verhaltensmuster von Frauen, die abgetrieben haben: Selbstrechtfertigung, auch wenn es falsch war. Mittlerweile hat Trinkei eine Selbsthilfegruppe gegründet und lebt in einer neuen Partnerschaft. ,,Es bleibt ein Schmerz. Aber ich habe Frieden damit geschlossen.“, sagt sie.

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